Stigmatisierungen in Mensch-Führhund-Triaden
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Schlussbemerkungen und Ausblick
Wie die angeführten Beispiele aus der vorhandenen Forschungsliteratur zeigen,
können Führhundhalterinnen und -halter mögliche stigmatisierende Wirkungen
ihrer Führhunde benennen. Unklar bleibt jedoch, ob diese auf tatsächlichen Stigmatisierungserfahrungen der Führhundhalterinnen und -halter beruhen, da in der
Literatur nicht darauf eingegangen wird, wie die Stigmatisierung in der jeweiligen
Situation handelnd vollzogen wird.
Zu Stigmata werden im Allgemeinen solche Eigenschaften und Verhaltensweisen,
die von Normen abweichen und als nicht wünschenswert erachtet werden, da sie z. B.
auf einen Mangel einer Person hinweisen. Die Erscheinungsformen von Stigmata
sind vielfältig. In Mensch-Führhund-Triaden reichen sie von einer unterstellten
Hilflosigkeit des blinden Führhundhalters bzw. der blinden Führhundhalterin
über eine mangelnde soziale Akzeptanz von Hunden im Allgemeinen bis hin zu
konkretem Fehlverhalten der Führhunde. Auch kleine Verstöße gegen moralische
Standards, wie die mangelnde Beachtung der Unsicherheit einer Person im Umgang
mit Hunden durch den Hundehalter bzw. die Hundehalterin, haben unter Umständen das Potenzial, in bestimmten Situationen zu Stigmata von Hundehalterinnen
und -haltern im Allgemeinen zu werden. Ob eine bestimmte Eigenschaft oder
ein bestimmtes Verhalten in konkreten Alltagssituationen eine stigmatisierende
Wirkung hat, entscheidet sich in konkreten Interaktionen und wird zwischen den
Beteiligten vor dem Hintergrund bestehender Normen ausgehandelt. Da Normen
aber grundsätzlich auch veränderbar sind, gilt dies auch für potenzielle Stigmata.
So können blinde Menschen, indem sie ihre Fähigkeiten im öffentlichen Raum
unter Beweis stellen und auch schon häufig gestellt haben, weiterhin dazu beitragen, dass Blindheit in Zukunft ihre stigmatisierende Wirkung ganz verliert. Blinde
Menschen können aber natürlich nicht nur aufgrund ihrer Blindheit stigmatisiert
werden. Auslöser für eine mögliche Stigmatisierung können z. B. auch das äußere
Erscheinungsbild oder das Fehlverhalten eines Führhundes sein. Auch die Personen, die die Gültigkeit von Normen nicht in Frage stellen, verfügen über vielfältige
Strategien dafür, Stigmatisierungen zu vermeiden. Eine Strategie besteht darin zu
versuchen, die eigenen stigmatisierenden Merkmale zu beseitigen oder zumindest
ihre Aufdringlichkeit zu reduzieren. Der Führhund kann z. B. auch dazu dienen,
das Merkmal Blindheit in den Hintergrund zu drängen.
In dem von mir bis jetzt gesammelten empirischen Material spielt eine offene
Stigmatisierung von Führhundhalterinnen und -haltern jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Dieses Ergebnis bestätigt mein Fazit, das ich aus der existierenden
Forschungsliteratur gezogen habe: Dort werden zwar mögliche stigmatisierende
Wirkungen von Hilfsmitteln sowie Strategien diskutiert, die eine Stigmatisierung
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Natalie Geese
verhindern sollen. Auf tatsächlich stattfindendes stigmatisierendes Handeln wird
jedoch nicht eingegangen. Dies wirft die Frage auf, ob die potenziellen Stigmata auf
tatsächlichen Stigmatisierungserfahrungen beruhen oder ob es sich dabei um Deutungen handelt, die behinderte Menschen nichtbehinderten Menschen unterstellen.
In dem vorgestellten Fallbeispiel sind die Interagierenden vor allem bemüht,
ihr positives Image zu wahren. Sie lehnen eine Identifikation mit möglicherweise
stigmatisierend wirkenden Eigenschaften ab bzw. versuchen zu vermeiden, dass
sich solche Eigenschaften in den Vordergrund drängen. Diese Strategie wird aber
nicht nur von der blinden Person, sondern auch von den sehenden Interaktionsteilnehmerinnen verfolgt. Dies bedeutet, dass nicht nur behinderte, sondern auch
nichtbehinderte Menschen einen möglichen Imageverlust befürchten. Somit ist
anzunehmen, dass alle Menschen auch Opfer von Stigmatisierungspraktiken
werden können. In meinem Beispiel wird allerdings überhaupt nicht versucht,
eine andere Person offen zu stigmatisieren – möglicherweise, um hierdurch nicht
das eigene positive Image zu verlieren. In zukünftigen Studien muss also danach
gefragt werden, wie häufig Stigmatisierungen tatsächlich verwirklicht werden. Wie
oft werden bereits im Vorfeld Maßnahmen ergriffen, sodass es gar nicht erst zu einer
Stigmatisierung kommt? Schließlich stellt sich auch die Frage, inwiefern Goffmans
Stigmatheorie vor dem Hintergrund aktueller Untersuchungen modifiziert werden
muss. Ich gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass es sich bei Stigmatisierung
um einen Prozess handelt, der komplexer und facettenreicher sein dürfte als derjenige, den Erving Goffman vor über fünfzig Jahren zur Diskussion gestellt hat.
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