Stigmatisierungen in Mensch-Führhund-Triaden
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Assistenzhund möglicherweise anders behandelt werden als behinderte Menschen
mit einem Familienhund.
Goffman stellt in Bezug auf das Stigmamanagement vor allem Strategien vor,
die von dem Träger bzw. der Trägerin eines Stigmas eingesetzt werden und die
Verdrängung des stigmatisierenden Merkmals zum Ziel haben. Er setzt also voraus,
dass ein Individuum seine Rolle als Opfer von Stigmatisierungspraktiken selbstverständlich akzeptiert und bereit ist, die Verantwortung hierfür zu übernehmen.
Darauf, dass dies aber keineswegs so sein muss, weist beispielsweise Wolfgang Lipp
hin. Ein Individuum kann seine Stigmatisierung z. B. dadurch neutralisieren, dass
es die allgemeinen Normen im Zusammenhang mit einem bestimmten Stigma als
solche zwar anerkennt, deren Relevanz aber eingrenzt und die Schuld für dieses
Stigma von sich weist (vgl. Lipp 2010: 97f.). Clinton Sanders konnte bei seiner Beschäftigung mit Entschuldigungstaktiken für Fehlverhalten von Hunden durch ihre
Halterinnen und Halter auch solche Strategien nachweisen. So lässt sich z. B. die
Mitteilung, die Situation sei für den Hund unbekannt, als Erläuterung für dessen
Verhalten anführen. Auch kommt es vor, dass die Schuld einer dritten Person
zugewiesen wird (vgl. Sanders 1999: 32f.). Und schließlich lässt sich die stigmatisierende Wirkung eines Merkmals oder eines Verhaltens ganz in Frage stellen. So
wird z. B. der Vorwurf des Fehlverhaltens eines Hundes durch seinen Halter bzw.
seine Halterin zurückgewiesen und stattdessen positiv bewertet. Oder das, was der
Hund tut, wird vom Halter bzw. von der Halterin als dessen natürliches Verhalten
deklariert – er sei doch eben nur ein Hund (vgl. Sanders 1999: 33f.). Die Frage, wie
Halterinnen bzw. Halter von Führhunden mögliches Fehlverhalten ihrer Hunde im
öffentlichen Raum managen, wurde bislang in empirischen Studien vernachlässigt
und wird daher Bestandteil meiner empirischen Forschung sein.
Als weitere Strategie dazu, die stigmatisierende Wirkung eines Merkmals bzw.
eines Verhaltens in Frage zu stellen, nennt Wolfgang Lipp (2010: 67ff.) die Selbst
stigmatisierung. Eine Person identifiziert sich freiwillig mit einer stigmatisierenden
Eigenschaft bzw. einem stigmatisierenden Verhalten, wodurch sie auf die stigmatisierende Wirkung der Eigenschaft bzw. des Verhaltens aufmerksam machen und
ein Umdenken bezogen auf die es auslösenden Normen erzwingen möchte. Leint
ein Halter bzw. eine Halterin eines Hundes seinen bzw. ihren Hund trotz bestehender Leinenpflicht nicht an, da er bzw. sie darauf aufmerksam machen möchte,
dass sein bzw. ihr Hund in seinen oder ihren Augen ein Recht auf Freilauf hat, so
kann man dies als selbststigmatisierendes Verhalten bezeichnen. Der Halter bzw.
die Halterin des Hundes nimmt einen Verlust des eigenen Images in Kauf. Dieser
beruht vor allem darauf, dass man dem Halter bzw. der Halterin des Hundes einen
schlechten moralischen Charakter bescheinigen könnte, der sich in mangelnder
Rücksichtnahme gegenüber anderen Menschen äußert.
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Natalie Geese
Die Strategien des Stigmamanagements sind offenkundig vielfältig. Sie reichen
von der Internalisierung von Schuld für eine stigmatisierende Eigenschaft durch
ihren Träger bzw. ihre Trägerin bis hin zum offenen Widerstand gegen Stigmatisierungen und der Zurückweisung von Normen, die ein Merkmal oder Verhalten
als stigmatisierend definieren.
3
Methodisches Vorgehen
Im Rahmen meiner Dissertation führe ich eine empirische Studie durch, die sich mit
der Bedeutung der Mobilitätsassistenzen blinder Menschen (sehende menschliche
Begleitung, Führhund und Langstock) in sozialen Interaktionen beschäftigt. Dabei
geht es mir darum zu verstehen, mithilfe welcher Handlungsmuster die unterschiedlichen Funktionen der Mobilitätsassistenzen blinder Menschen in sozialen Interaktionen von den Beteiligten verwirklicht werden. Damit dieses Verstehen gelingen
kann, ist es zwingend notwendig, eine Innensicht des Forschungsgegenstandes zu
erlangen. Es geht nicht darum, die Relevanzen einer außenstehenden Person auf
den Forschungsgegenstand zu übertragen, sondern darum, die Relevanzen der
Interagierenden zu rekonstruieren, um ihr Handeln nachvollziehen zu können.
Als Forschungsansatz habe ich die fokussierte Ethnografie ausgewählt (vgl.
Knoblauch 2001), da ich mich nicht für die gesamte Lebenswelt einer bestimmten
Personengruppe, sondern nur für einen kleinen Ausschnitt aus ihrer Lebenswelt
interessiere. Im Mittelpunkt meiner Untersuchung stehen bestimmte, zumeist
kurze, aber dennoch datenintensive Handlungszusammenhänge (Interaktionen
in Mensch-Mobilitätsassistenz-Triaden). Die Datenerhebung erfolgt u. a. mittels
teilnehmender Beobachtung.6 Die Forscherin übernimmt dabei die Rolle der blinden Nutzerin von Mobilitätsassistenz. Da die Forscherin seit ihrer Geburt blind
ist, ist sie mit ihrer Rolle vertraut und verfügt, bezogen auf den zu untersuchenden
Forschungsgegenstand, über einen großen Wissensvorrat. Diese Voraussetzung
erachte ich als notwendig dafür, Handeln unter der Bedingung nicht-optischer
Wahrnehmung zu verstehen. Auch wenn sich ein sehender Forscher bzw. eine sehende Forscherin eine Brille zur Simulation von Blindheit aufsetzen würde, wären
seine bzw. ihre anderen Sinne doch nicht im gleichen Maße geschult wie diejenigen
von schon länger erblindeten Menschen. Außerdem wäre es dem sehenden Forscher
bzw. der sehenden Forscherin nicht möglich, sich ein Bild von Geburtsblindheit
6 Des Weiteren werden im Internet verfügbare Erfahrungsberichte von und Interviews
mit blinden Mobilitätsassistenz-Nutzerinnen bzw. -Nutzern als Datenquelle verwendet.
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