Heiko Schnickmann
die Wunden seines Herren und stahl ihm zur Versorgung Brot. Rochus erholte sich
von der Pest, Narben blieben keine (Coren 2006: 30f.).
An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Zunge des Hundes heilende Wirkung
hat. Diese Eigenschaft schrie geradezu nach exegetischer Deutung. Vom Priester
als Hirte seiner Gemeinde war es nur ein kleiner Schritt hin zur Gleichsetzung
des Priesters mit dem Hirtenhund und dessen Bellen gegen Wölfe. Die Predigt des
Priesters wehrte den Teufel so ab, wie es der Hund mit dem Wolf tat (Schumacher
2003: 17ff.).
Dieses Bild war bereits zu Beginn des Hochmittelalters so gängig, dass Wilhelm von St. Thierry es in die Vita des heiligen Bernhard von Clairvaux einbaute.
Darin ist zu lesen, dass Bernhards Mutter Aleth, als sie mit ihm schwanger war,
davon träumte, ein bellendes, schneeweißes Hündchen zu gebären. Voller Angst
machte sie sich auf den Weg zu einem Ordensmann, der ihr versicherte, sie werde
die Mutter eines vortrefflichen Hundes sein, eines Wächters im Hause des Herrn,
der ein gewaltiges Bellen gegen die Feinde des Glaubens erheben werde (Sinz, vita
prima, lib. I. 2). Bedenkt man, dass Bernhard später als „doctor mellifluus“ bekannt
wurde, als Doktor mit der Honigzunge, dann darf davon ausgegangen werden,
dass dieses Bild des leckenden und bellenden Hundes bereits bekannt war. Denn
der Priester möchte auf der einen Seite die bösen Feinde verbellen, konnte mit
seiner Zunge bzw. Sprache gleichzeitig die durch sie zugeführten Wunden heilen
(Schumacher 2003: 40).
5.2
Die Hunde des Herrn
Eine ganz besondere Symbolik haben Hunde für den Orden der Dominikaner.
Dieser Orden des Spätmittelalters tat sich besonders bei der Inquisition hervor. Da
sie in den Augen vieler die Ketzer jagten wie Jagdhunde ihre Beute, verwundert es
nicht, dass man mit dem Namen der Mitglieder des Bettelordens zu spielen begann.
So wurden aus den Dominikanern die domini canes, also die Hunde des Herrn.
Dieser Volksetymologie waren die Mitglieder des Ordens keineswegs abgeneigt.
Im Kapitelsaal des Domikanerkonvents in Florenz, der so genannten Spanischen
Kapelle, findet sich ein Wandfresko, das diese Idee aufnimmt. Auf ihm sind neben
einzelnen Dominikanern in ihren typischen schwarz-weißen Kutten auch zahlreiche schwarz-weiße Hunde zu sehen, die sich auf Tiere stürzen, die die Schafherde
angegriffen haben (Schumacher 2003: 53).
Und auch in der Vita des Ordensgründers Dominicus wird der Vergleich aufgenommen. Ganz ähnlich wie bei Bernhard von Clairvaux träumt auch Dominicus‘
Mutter von einem Hund, den sie zur Welt bringen wird. Dieser aber trägt eine Fackel
Von Kötern, Jägern und Statussymbolen
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im Maul, ein Hinweis darauf, einen großen Prediger zum Sohn zu bekommen, der
die Welt aufwecken soll und Wölfe vertreibt (Schumacher 2003: 50).
Die Identifizierung der Dominikaner mit den Jagdhunden sollte keinesfalls
dahin übertrieben werden, dass diese Dominikaner sich nun auch mit den Adeligen
gleichsetzten. Vielmehr ist die Verwendung des Hundes als Symbol für die Dominikaner eine Weiterentwicklung der bereits vorher vorhandenen Übereinstimmung
mit Prediger und Hund.
6 Zusammenfassung
Welche Stellung innerhalb des sozialen Gefüges hatte der Hund im Mittelalter?
Deutlich hervorgetreten ist die semantische Ambivalenz, mit der der Hund in
der mittelalterlichen Welt thematisiert wurde. Während sich ein adeliger Mann
mit Jagdhunden identifizieren konnte oder sie nutzte, um sich und seinen Status
hervorzuheben, sei es durch Menge, Qualität oder Lautstärke, war der Wachhund
des Bauern dazu verdammt, in Passivität zu verweilen, da ihm das Jagen verboten
war. Auch in der Vorstellungswelt der mittelalterlichen Menschen, deren Schriften
und Bilder überliefert sind, tritt diese passive Verhaltensweise an den Tag. Ein
Wachhund mag nützlich gewesen sein, aber eine besondere Beziehung zu ihm
scheint es nicht gegeben zu haben. Das zeigte sich auch dann, wenn der Hund
seinen Nutzen verlor. Als herrenloser Hund trieb er mit anderen Artgenossen auf
den Straßen der Städte sein Unwesen, woraufhin er gefangen und getötet wurde
oder als unsauberes, verachtenswertes Tier für Strafen genutzt wurde, die einem
Menschen die Würde nehmen sollten, was nur ging, wenn diese Hunde eben, anders als Jagdhunde, nicht mit einem hohen Status verbunden waren. Auch einzelne
Mitglieder kirchlicher Institutionen bedienten sich der Hunde und identifizierten
sich mit ihnen, obwohl die biblische Textgrundlage diese Tiere eher verdammte
als sie zu nützlichen oder gar edlen Tieren zu erklären. Der Hund des Mittelalters,
so lässt sich wohl festhalten, besaß innerhalb eines bestimmten sozialen Kontextes
eine bestimmte, definierte Bedeutung, die von einem frommen Beller über einen
treuen Jagdbegleiter bis hin zum unsauberen Straßenköter reichte. Wer also in
einem Text des Mittelalters das Wort Hund liest oder einen solchen auf einem Bild
erblickt, der möge sich nicht wundern, wenn das Bild mit seiner Idee vom Hund im
Mittelalter nicht zusammenpasst. Nur im Kontext wird es verständlich.
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Heiko Schnickmann
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