Stigmatisierungen in Mensch-Führhund-Triaden
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Eindringen in ihre Privatsphäre empfunden.4 Auch in der Forschungsliteratur über
Führhunde finden sich keine Hinweise darauf, welches Verhalten ihres Gegenübers
Führhundhalterinnen und -halter als stigmatisierend ansehen.
Wie gehen die Interagierenden nun mit einer erfolgten Stigmatisierung um bzw.
beugen einer drohenden Stigmatisierung vor? Den Beteiligten an einer Interaktion
innerhalb einer Mensch-Führhund-Triade stehen unterschiedliche Strategien des
Umgangs mit einer Stigmatisierung zur Verfügung. Eine Möglichkeit besteht darin,
den Träger bzw. die Trägerin des Stigmas zu sanktionieren und dadurch zu versuchen, das Stigma zu beseitigen (vgl. Lipp 2010: 90). So können Hundehalterinnen
und Hundehalter eben für das Fehlverhalten ihrer Hunde verantwortlich gemacht
werden. Im Beispiel des auf einer Grillparty plündernden Führhundes könnte dem
Führgespann in Zukunft etwa der Zutritt zu einer Grillparty verweigert werden. Der
Führhundhalter bzw. die Führhundhalterin könnte aber auch in Anwesenheit Dritter
zu Maßnahmen greifen, um seinen bzw. ihren Führhund zu disziplinieren, oder er
bzw. sie könnte behaupten, dass der Trainingsprozess noch nicht abgeschlossen sei
und man an dem Problem arbeite. Die beiden letztgenannten Maßnahmen konnte
Clinton Sanders im Rahmen einer ethnografischen Studie bei Halterinnen bzw.
Haltern von Familienhunden beobachten (vgl. Sanders 1999: 35).
Lässt sich ein stigmatisierendes Merkmal – wie z. B. Blindheit – nicht so einfach
beseitigen, kann die betroffene Person versuchen, es zu verbergen, um einer drohenden Stigmatisierung vorzubeugen (vgl. Goffman 2007: 57ff.). Verbergen kann
ein Führhundhalter bzw. eine Führhundhalterin die eigene Blindheit, indem er
bzw. sie während der Führarbeit auf das weiße Führgeschirr verzichtet und z. B.
eine einfache Leine verwendet, um sich vom Hund führen zu lassen. In diesem Fall
wäre der Hund nicht als Führhund gekennzeichnet und die Blindheit seines Halters
bzw. seiner Halterin würde von Dritten unter Umständen nicht bemerkt werden.
Wie weiter oben bereits ausgeführt, kann es durch den fehlenden Hinweis auf die
Blindheit des Führhundhalters bzw. der Führhundhalterin aber auch vermehrt zu
Irritationen in Interaktionen mit Dritten kommen.
Sollte ein stigmatisierendes Merkmal den anderen Interaktionsteilnehmenden
bereits durch eine entsprechende Kennzeichnung eines Hundes als Führhund
bekannt sein, kann der bzw. die Stigmatisierte versuchen, die Aufdringlichkeit
des Stigmas zu reduzieren, es also zu verdecken (vgl. Goffman 2007: 128ff.). Oft
werden Hunde, die behinderten Menschen assistieren, von ihren Halterinnen
bzw. Haltern dazu benutzt, die Aufmerksamkeit auf den Hund um- und so von
ihrer Behinderung abzulenken. Beispielsweise beschreibt ein Mensch mit einer
4 Um ausführlicher auf Stigmatisierung anzeigendes Verhalten eingehen zu können,
bedarf es aber weiterer empirischer Forschung zu dieser Thematik.
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Natalie Geese
physischen Beeinträchtigung in einer Studie von Mary Michelle Camp (2001: 514),
dass der Fokus der Aufmerksamkeit anderer nicht mehr auf dem ihn als behindert
klassifizierenden Rollstuhl liegt, sondern auf seinem Assistenzhund.5 Während ein
Rollstuhl ein für behinderte Menschen speziell entwickeltes Hilfsmittel ist, handelt
es sich bei einem Hund um ein Lebewesen, mit dessen Haltung behinderte und
nichtbehinderte Menschen gleichermaßen vertraut sind. So kann der Hund zum
gemeinsamen Thema in einem Gespräch zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen werden, wodurch die Beeinträchtigung unter Umständen in den
Hintergrund tritt. Camp (2001: 514) fasst dies folgendermaßen zusammen: „In
this way, service dogs provide common ground, bridging the differences that may
cause social isolation and facilitating a renewed sense of connection with others.“
Allerdings gilt die Verdeckungsfunktion von Hunden vermutlich nicht nur für das
Merkmal Beeinträchtigung, sondern auch für andere Merkmale wie Geschlecht
oder Alter. Ein Hund kann als Mittel der Verdeckung jedoch auch ungewollte bzw.
unerwünschte Effekte hervorbringen. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn ein Hund eine
Eigenschaft verdeckt, die sein Halter bzw. seine Halterin anderen gerne präsentieren
möchte. Des Weiteren kann es zu einer so starken Aufmerksamkeitsverschiebung
auf den Hund kommen, dass die persönliche Identität seines Halters bzw. seiner
Halterin für andere belanglos wird. Eine von Clinton Sanders interviewte Führhundhalterin erzählt, dass sie von anderen nur als Anhängsel ihres Führhundes
wahrgenommen wird:
People in my college classes to this day will say, ‘Hi, Fanny. Hi, Fanny’s mommy.’
They remember the dog but they don’t remember me. I’m an appendage of the dog…
Many times I feel like a person with a dog, and I’m not perceived as a person with my
own abilities and self (Sanders 1999: 49).
Allerdings funktioniert die Verdeckung einer Beeinträchtigung durch einen Assistenzhund möglicherweise auch nicht immer. Seine spezifische Kennzeichnung
mittels Führgeschirr oder einer entsprechenden Kenndecke grenzt einen Assistenzhund deutlich von der Gruppe der Familienhunde ab. Amanda Shyne und Kollegen
(2012) fanden in einer Studie heraus, dass andere Menschen häufiger mit physisch
beeinträchtigten Menschen interagieren, wenn ihr Hund nicht als Assistenzhund
gekennzeichnet ist. Dies weist darauf hin, dass behinderte Menschen mit einem
5 Neben dem Führen von blinden Menschen sind Assistenzhunde u. a. körperbehinderten Menschen beim Aufheben heruntergefallener Gegenstände oder beim Öffnen von
Türen behilflich, machen hörbeeinträchtigte Menschen auf Geräusche aufmerksam und
warnen ihre Halterinnen bzw. Halter vor einem nahenden epileptischen Anfall.
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