2.2
Viele Hunde bei der Jagd
Dass Hunde, die in dem erwähnten Sinne wertgeschätzt wurden, tatsächlich für
den ursprünglichen Zweck der Jagd eingesetzt wurden, ist äußerst zweifelhaft.
Wenn etwa im Herzogtum Kleve-Mark zu Beginn des 15. Jahrhunderts Jagd auf
Wölfe gemacht wurde und Hunde dabei in keinster Weise Erwähnung finden
(Landesarchiv NRW 1419, Lfd.-Nr 442), dann darf hier vermutet werden, bei der
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potenziellen Beute dieser Jagd, bei denen es sich wohl um ernst zu nehmende Gegner handelte, schützte man die lieb gewonnenen Hunde vor möglichen Blessuren
bzw. dem möglichen Tod.
Während eine Jagd auf Wölfe tatsächlich einem praktischen Nutzen entsprang,
nämlich dem Schutz der Viehbestände vor einem Fressfeind, war die Jagd normalerweise ein vergnüglicher Sport, der darüber hinaus ein Akt höchster Symbolik war.
Wenn der Landesherr seinem Recht der Jagd in einem Waldgebiet nachging, in dem
einzig ihm das Jagdrecht zustand, dann war die Jagd als solche eine symbolische
Inbesitznahme des Waldes und des dazugehörigen Rechtes, das bis dahin zwar
sein Eigentum war, das aber ungenutzt blieb. Wenn eine solche Inbesitznahme in
Form einer Jagd passierte, nützte es wenig, wenn diese still und heimlich vor sich
ging. Vielmehr war eine gewisse Lautstärke unumgänglich, auch wenn diese dem
eigentlichen Ziel der Jagd eher hinderlich war (Morsel 1998: 272f.). Eine Lautstärke, die auch außerhalb des Waldes zu hören war, musste durch zahlreiche Hunde
gewährleistet werden. Im Kaiserlichen Rüdenhaus zu Erberg in Österreich wurden
Mitte des 16. Jahrhunderts saisonbedingt 200 Hunde gehalten (Laichmann 2000:
14). Der schottische König Jakob V. soll zum selben Zeitpunkt Jagden mit bis 8000
Teilnehmern durchgeführt haben, von denen einzelne Teilnehmer mit 1000 Hunden
auftraten (Klever 1966: 25). Die Unterbringung solcher Hundemassen wälzten die
Fürsten oftmals auf die ihnen unterstehenden Gemeinden ab. Entweder wurde ein
„Hundegeld“ als eine Art Steuer erhoben, mit dem Zweck, die Hunde zu halten,
oder die Hunde selber wurden auf Höfen oder Klöstern untergebracht, in denen
dann die dortigen Besitzer die Hunde verpflegen mussten. Gegen Zahlung einer
Gebühr, dem sogenannten „Hundekorn“, konnte man sich jedoch der Aufgabe auch
entziehen (Morsel 1998: 275; Oeser 2007: 80).
2.3
Liebe, Laster, Literatur – Vom Jagd- zum Schoßhund
Es kann nicht verwundern, dass bei dieser sozialen Funktion der Jagdhunde im
Mittelalter diese Art der Hunde auch im literarischen Kontext auftaucht. Die Jagd
nach einer Beute, die der Jäger nicht erwischt, wird zur Allegorie der höfischen Minne,
in der der Dichter zwar eine angebetete (Ehe-)Frau besingt, liebt und dazu überreden möchte, sich mit ihm einzulassen, es aber nicht dazu kommen wird. Dennoch
probiert der Dichter alles, um diesem Traum näher zu kommen. Diese Verbindung
zwischen Jagd und Minnedichtung war dermaßen offensichtlich, dass es nur eine
Frage der Zeit war, bis ein mittelalterlicher Dichter sie aufgriff und verarbeitete.
Hadamar von Laber war durch seine adelige Herkunft mit der Jagd vertraut und
konzipierte ein Gedicht mit nahezu 4000 Versen, in denen die Hunde seiner Meute
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Heiko Schnickmann
Namen tragen, die deutlich machen, welchen Sinn und welchen Zweck sie haben. So
heißt der Leithund „Herz“, dem Hunde wie „Fröude, Will und Wonne, Trôst, Stæte
und Triuwe“ (Strophen 9 u. 17) nacheilen, um den Hirsch zu jagen, hinter dem sich
die Angebetete versteckt. Die Namen der Hunde spiegeln so Attribute wieder, die
der Jäger, der Dichter und vor allem der Adelige verkörpern soll. Beständigkeit in
seinen Zielen (Stæte), Treue zu seiner Aufgabe (Triuwe) oder auch Trost und Rat
in schlechten Zeiten sind Ideale, denen der Adelige idealerweise verpflichtet war.
Wenn Jagdhund und Adeliger in einer ideellen Weise miteinander verknüpft
sind, dann kann der Hund auch den Adeligen repräsentieren. Das passierte nicht
nur auf Bildern, sondern wohl auch bei realen Begebenheiten. War der adelige Herr
des Hauses unterwegs, konnte er sich nie ganz sicher sein, ob seine Ehefrau dem
Drängen des Minnesängers oder anderer Nebenbuhler nicht doch nachgab. Zu seiner
Repräsentanz schenkte er ihr oftmals einen kleinen Jagdhund, der seine Stellung
einnehmen sollte. Klein wie die Hunde waren, hatten sie Platz auf dem Schoß der
Frau, den die Hunde zu verteidigen hatten. Das Wort „Anstandswauwau“ lässt sich
wohl auf diese Aufgabe zurückführen. Der Codex Manesse zeigt zahlreiche Bilder
von Edelfrauen, denen ein kleiner Jagdhund im Schoß sitzt (Bildtafeln 34, 37, 114,
122.). Auch John Caius berichtet von diesen Schoßhunden, die er „comforter“ nennt
und deren Aufgabe darin besteht, den Damen bei Bauchschmerzen ebendiesen zu
wärmen (Caius 1576: 21).
Auch im Tristan-Epos Gottfrieds von Straßburg kommt ein solcher Schoßhund,
den Tristan unter großen Bemühungen für seine Isolde erringen muss, vor. Das
Hündchen Petitcreiu wird von Isolde verwöhnt, worin sich die Liebe zum Schenker
ausdrückt, mit dem sie nachher fliehen muss (V. 16265 – 16340). Bei dieser Flucht
aber bleibt der Schoßhund zurück, denn dieser lieb gewonnene Luxusartikel verliert
beim Leben in der Wildnis seinen Nutzen. An seine Stelle tritt die Jagdhündin
Hüdan, die zusammen mit Tristan für Nahrung sorgt (V. 16659 – 16660).
Der Jagdhund repräsentiert so in seiner Funktion als Jäger und als Schoßhund den
adeligen Mann, der entweder seinen ideellen Werten nacheifert, den Schoß seiner
Frau beschützt oder von ebendieser verwöhnt wird. Jagdhund und (männlicher)
Adeliger stehen daher füreinander und erhalten so eine symbiotische Bedeutung,
die sich bis heute in der Bildmotivik hält. Nicht umsonst beginnt der Vorspann der
britischen Fernsehserie Downton Abbey mit dem zentralen Blick auf die Hündin
von Lord Grantham, die an der Seite ihres Herren auf das Schloss zugeht.
Von Kötern, Jägern und Statussymbolen
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53
Zur Passivität verbannt: Der Wachhund
Zu Beginn des Mittelalters hatte der Wachhund noch eine besondere Stellung inne.
Im Wiener Hundesegen aus dem 10. Jahrhundert sollen Jesus Christus und der heilige
Martin dafür sorgen, „daz in uuolf noh uulpa za scedin uuerden“ (Österreichische
Nationalbibliothek, Wien, Cod.552: 107r). Die Wichtigkeit des Wachhundes wird
daran deutlich, dass neben dem Heiland selber der wohl wichtigste Heilige des
frühen Mittelalters, Martin, den Hund vor Schaden durch Wölfe schützen soll. Mit
dem Hochmittelalter ändert sich diese herausgehobene Stellung des Wachhundes
und bleibt bis in die frühe Neuzeit bestehen.
Am deutlichsten wird das im Traktat von John Caius, der lange über alle Arten
von Jagdhunden schreibt, dem Wachhund aber lediglich ein Kapitel widmet, in
dem er lieber von den Wölfen Großbritanniens erzählt, als Informationen über
Wachhunde zu geben (Caius 1579: 23f.). Aber auch der Humanist Ulrich von Hutten
lässt an den Wachhunden kein gutes Haar, als er sich schriftlich darüber beschwert,
dass ihr Bellen ihn bei seiner Arbeit störe (Meier 2008: 112).
Wenn auch die schriftlichen Quellen des Hoch- und Spätmittelalters nur wenig über den Wachhund zu erzählen haben, so finden sich doch andere Spuren.
In mittelalterlichen Siedlungen sind vermehrt Skelette großer Hunde gefunden
worden, die mit großer Sicherheit als Wach- und Schutzhunde für Haus, Hof und
Viehbestände gedient haben dürften (Benecke 1994: 225). Neben diesen Knochenfunden sind es vor allem Bilder, die Wachhunde zeigen. Die Darstellung eines
Wachturms aus dem 15. Jahrhundert zeigt etwa zwei große, angeleinte Hunde, die
vor ebendiesem Turm Wache halten. Wachhunde hatten damit auch eine Funktion
im spätmittelalterlichen Polizeidienst (Monestier 1996: 33).
Diese Zeichnung indes ist eine auffällige Ausnahme, denn sie zeigt Wachhunde
in Bewegung. Normalerweise zeigen sich diese Tiere innerhalb der mittelalterlichen
Kunst in ganz anderer Pose. In vielen anderen Fällen finden sich die Hunde eher
in ruhender, bewegungsloser Pose wieder. In einem Bild, das die Verkündigung
an die Hirten zeigt, zeigt der Bildschnitzer Hans Multscher im 15. Jahrhundert
einen Wachhund in sitzender Position, der auf die Schafe sieht, während sich die
Hirten dem Engel zuwenden (Meyer/Meyer 1998: 41). Eine Buchminiatur zeigt
einen Wachhund, der regungslos mit offenen Augen, aber mit geschlossenem Mund
einen Wolf auf die Herde zukommen sieht. Er bellt nicht und bleibt regungslos
liegen (Grossman 1993: 112).
Das Fehlen in den schriftlichen Quellen, die vor allem innerhalb eines adeligen-klerikalen Kontextes entstehen, lässt sich meines Erachtens nicht dadurch
erklären, dass Wachhunde „wie ihre Herren zur unbeachteten Plebs“ (Klever 1966:
136) zählten, sondern mit der in den beschriebenen Bildern gezeigten Symbolik.
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