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Showing posts from August, 2019

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Hunde, wollt ihr ewig leben? Der tote Vierbeiner – ein Krisentier Matthias Meitzler „Als Hund eine Katastrophe, als Mensch unersetzlich.“ Grabinschrift von ,Cooky‘ Ein Friedhof im Norden von München. An einem sonnigen Novembervormittag steht Frau Schulze, eine ältere Dame, vor einer aufwändig hergerichteten Grabstätte. „In inniger Liebe, unvergessen, lebst du in unseren Herzen“, steht in goldfarbener Schrift auf der weißen Steinplatte in Herzform. „Es ist noch nicht ganz fertig“, berichtet Frau Schulze, während sie, mit einem kleinen Rechen in der Hand, das heruntergefallene Laub beiseiteschiebt. „Der zweite Stein kommt bald noch“. Fast jeden Tag und bei jedem Wetter fahre sie die knapp vierzig Kilometer von ihrem Wohnort in der südlichen Münchner Peripherie mit der S-Bahn bis zum Totenacker. „Hier liegen meine beiden Lieblinge“, sagt sie. Doch nicht ihre Eltern, nicht ihre Geschwister, nicht ihre Kinder und auch nicht ihre früheren Lebensgefährten sind hier zur letzten Ruhe geb...

Besitz von Hunden. Einen Hund besitzen Holen Sie sich einen Hund

tdghhfddVertrauen in die scientific community noch erhalten bleibt. 164 Harald Künemund, Julia Hahmann und Katja Rackow Da das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) nur wenige Fragen zu den möglichen Wirkungen insbesondere auch in den Bereichen Gesundheit und soziale Beziehungen beinhaltet, greifen wir für diese Fragen auf den Alters-Survey von 1996 zurück. Der Alters-Survey ist in diesen Bereich genauer und umfangreicher, allerdings für die hier interessierende Frage nach dem Hundebesitz deutlich weniger aktuell. Da wir jedoch halbwegs plausibel annehmen können, dass die genannten Effekte nicht nur zu bestimmten historischen Zeitpunkten zu beobachten sein werden, ist dieser Nachteil u. E. zu verschmerzen. Eine Kohortenabhängigkeit scheint uns dagegen wahrscheinlich, dies wäre in weitergehenden Analysen zu prüfen und sollte sich hier in Form von Altersgruppenunterschieden andeuten. Der Alters-Survey wurde Anfang der 1990er-Jahre mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, ...

Der Hund zu Hause und außerhalb des Hauses hob die Gefahren und Recht auf

Brauchen Hunde einen Kinderfahrschein? 115 gleicher Weise gelten – für manche, die Mittelschicht, sind Ausnahmen möglich, für Mitglieder der Unterschicht nicht. Aus Sicht der Genderforschung ließe sich zudem fragen, weshalb der Mann der Vertreter der Unerbittlichkeit und der gesetzten Ordnung ist, die Frau jedoch mittels Kommunikation einen Kompromiss sucht und findet. Die geheime Botschaft der Sequenz mit den zwei Hundehalterinnen erzählt also nicht nur von einem Problem (soll man für einen Hund in einer Straßenbahn zahlen?), sondern auch von Vertreterinnen zweier Sozialschichten, die bei dem gleichen Problem unterschiedliche Problemlösungsmuster zeigen. Auf der einen Seite gibt es die kurzhaarige, eher männlich-aggressiv wirkende Frau aus der Unterschicht mit ihrer ‚Promenadenmischung‘6, die – statt im Gespräch mit dem Kontrolleur nach einer fallspezifischen Lösung zu suchen – erst nach dem Gesetz fragt und dann dessen Legitimität bezweifelt. Auf der anderen Seite gibt es die ehe...

Wird Hundefleisch von Menschen gehasst, ist es in der Religion oder der Übertragung von Krankheiten verboten

Einige mögen Hunde (essen), andere nicht 67 Alle Interpretationsversuche, die die Verbote des Alten Testaments einzeln und unabhängig voneinander betrachten, müssen fehlschlagen. Die einzig vernünftige Methode ist die, Hygiene, Ästhetik, Moral und instinktiven Abscheu, ja sogar die kanaanäischen und zoroastrischen Magier zu vergessen und sich den Texten zuzuwenden, da jedem der Unterlassungsgebote das Gebot, heilig zu sein, vorausgeht. Zwischen der Heiligkeit und den Greueln muss es eine Unvereinbarkeit geben, die den verschiedenen Einzelvorschriften einen übergreifenden Sinn verleiht (Douglas 1988: 68f.). Zwar entbehren ihre Interpretationen der Reinheitsvorschriften, denen zufolge „die Speisegesetze wie Zeichen [waren], die in jedem Moment zum Nachdenken über die Einheit, Reinheit und Vollkommenheit Gottes anregten“ (Douglas 1988: 78), nicht einer nachvollziehbaren Logik und betonen die kultur- bzw. religionsimmanenten Klassifikationsschemata; als Erklärungsansatz für das Verbot...

Einleitung Seitdem der Mensch Fleisch isst, wählt er, sofern er dazu in der Lage ist, aus, welche Tiere für den Verzehr geeignet sind und welche ihm als nicht essbar erscheinen. Hierbei spielen religiöse/ethische, kulturelle, ökonomische, philosophische und gesundheitliche/medizinische Aspekte eine mindestens ebenso große Rolle wie persönliche Vorlieben und Geschmack. In nahezu allen Kulturen ist der Verzehr bestimmter Speisen aufgrund kultureller Regeln verpönt, verboten, nur speziellen Gruppen oder an speziellen Tagen oder Anlässen erlaubt, wobei jeder Kultur eigene Vorstellungen von mit dem Verzehr bestimmter Nahrung einhergehenden Risiken und Problemen inhärent sind. In der modernen westlichen Industriewelt mit ihrem reichen Nahrungsangebot rufen das Schlachten und der Verzehr von Hunden starke negative Reaktionen hervor. Die häufig sehr enge Bindung zwischen Mensch und Hund lässt dies geradezu als den letzten Schritt vor dem Kannibalismus erscheinen, entsprechend wird Kynophagie mit kultureller Verrohung gleichgesetzt. In einer bayerischen Chronik des 14. Jahrhunderts werden beispielsweise Tartaren genannt, deren besondere Abscheulichkeit mit ihrem Verzehr von Hunden und Katzen begründet wird (vgl. Janotta 1994: 26, Anm. 72). Bereits in antiken Quellen finden sich widersprüchliche Angaben über Kynophagie. So schrieb etwa der Neuplatoniker Porphyrios (233-301 n. Chr.), möglicherweise um die kulturelle Überlegenheit der Griechen zu betonen, dass diese niemals Hundefleisch gegessen hätten (De Abstinentia 1.14), wogegen nach Sextus Empiricus (frühes 3. Jahrhundert) nicht nur einige Völker Thrakiens, sondern ursprünglich auch die Griechen Hundefleisch nicht verachteten. Einerseits galten Hunde häufig als unrein, weshalb ihr Verzehr generell verpönt war und verspottet wurde, andererseits wurden junge Hunde als besonders reine Speisen angesehen, die man verschiedenen chthonischen Göttern als Opfer darbrachte. Antike Schriftquellen geben zu diesem Thema sonst nicht sehr viel Auskunft, weshalb davon auszugehen ist, dass Hundefleisch kein Bestandteil der regulären griechischen und römischen Küche war (Greenewalt 1978: 31, Anm. 1). Unter den überlieferten römischen Küchenrezepten ist jedenfalls keines zur Zubereitung von Hundefleisch vorhanden (vgl. z. B. André 1998). Anhand von Grabinschriften und anderen Textquellen lassen sich zudem für die griechische und römische Antike teilweise ähnlich enge Mensch-Hund-Beziehungen ablesen (zusammenfassend vgl. Ramminger 2014: 160ff.), wie sie heute vielfach zu beobachten sind, sodass eine Ablehnung des Verzehrs von Hundefleisch nicht weiter verwundert. Die gefühlte Nähe oder Ähnlichkeit ist jedoch keinesfalls in allen Gesellschaften ein Grund dafür, bestimmte Tiere nicht zu essen. Beispielsweise geben die am Amazonas lebenden Kalapalo an, dass Affen verzehrt würden, gerade weil sie den Menschen

 Einleitung Seitdem der Mensch Fleisch isst, wählt er, sofern er dazu in der Lage ist, aus, welche Tiere für den Verzehr geeignet sind und welche ihm als nicht essbar erscheinen. Hierbei spielen religiöse/ethische, kulturelle, ökonomische, philosophische und gesundheitliche/medizinische Aspekte eine mindestens ebenso große Rolle wie persönliche Vorlieben und Geschmack. In nahezu allen Kulturen ist der Verzehr bestimmter Speisen aufgrund kultureller Regeln verpönt, verboten, nur speziellen Gruppen oder an speziellen Tagen oder Anlässen erlaubt, wobei jeder Kultur eigene Vorstellungen von mit dem Verzehr bestimmter Nahrung einhergehenden Risiken und Problemen inhärent sind. In der modernen westlichen Industriewelt mit ihrem reichen Nahrungsangebot rufen das Schlachten und der Verzehr von Hunden starke negative Reaktionen hervor. Die häufig sehr enge Bindung zwischen Mensch und Hund lässt dies geradezu als den letzten Schritt vor dem Kannibalismus erscheinen, entsprechend wird Kyno...

Brauchen Hunde einen Kinderfahrschein

Heiko Schnickmann die Wunden seines Herren und stahl ihm zur Versorgung Brot. Rochus erholte sich von der Pest, Narben blieben keine (Coren 2006: 30f.). An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Zunge des Hundes heilende Wirkung hat. Diese Eigenschaft schrie geradezu nach exegetischer Deutung. Vom Priester als Hirte seiner Gemeinde war es nur ein kleiner Schritt hin zur Gleichsetzung des Priesters mit dem Hirtenhund und dessen Bellen gegen Wölfe. Die Predigt des Priesters wehrte den Teufel so ab, wie es der Hund mit dem Wolf tat (Schumacher 2003: 17ff.). Dieses Bild war bereits zu Beginn des Hochmittelalters so gängig, dass Wilhelm von St. Thierry es in die Vita des heiligen Bernhard von Clairvaux einbaute. Darin ist zu lesen, dass Bernhards Mutter Aleth, als sie mit ihm schwanger war, davon träumte, ein bellendes, schneeweißes Hündchen zu gebären. Voller Angst machte sie sich auf den Weg zu einem Ordensmann, der ihr versicherte, sie werde die Mutter eines vortrefflichen Hundes sei...

Eine soziologische Perspektive auf Hunde

Eine soziologische Perspektive auf Hunde 11 Hundeführer, die als ‚Übersetzer‘ und ‚Fürsprecher‘ für den Hund agieren, was den zugeschriebenen Status des Tieres als „Quasi-Akteur“ untermauert. Eine weitere spezifische Funktion von Hunden ist die des Führhundes für blinde Menschen, die den Forschungsgegenstand für Natalie Geeses Analyse bildet. Den theoretischen Rahmen bilden (im Anschluss an Goffman) Stigmatisierungen, die in Interaktionssituationen von blinden Menschen mit Führhunden und anderen Menschen zum Tragen kommen können. So kann der Führhund in einer Situation zum stigmatisierenden Attribut einer Führhundhalterin werden (insbesondere im Falle tierischen Fehlverhaltens). Dies lässt im Weiteren aber auch nach Strategien des Stigmamanagements fragen, was im Beitrag am Fallbeispiel eines Spaziergangs konkretisiert wird, bei dem sich die (menschlichen) Beteiligten bemühen, durch Strategien der positiven Imagewahrung möglichen Stigmatisierungen vorzubeugen. Harald Künemund, Jul...

Geschichte der Mensch-Hund-Beziehung

Hermeneutik und Phänomenologie Im dritten Teil des Bandes verschiebt sich der Fokus von ganz konkreten Funktionen von und Situationen mit Hunden tendenziell auf hermeneutische und phänomenologische Zugänge z. B. zur Thematik, als was Hunde angesehen werden. Thomas Loer zeigt dazu an zwei Passagen aus einem Gespräch mit einer Hundehalterin, die ihre Hunde mit Familienmitgliedern vergleicht, welche Rolle Hunde im Leben von Hundehaltern spielen. Beiläufig demonstriert er mit der Darstellung seines Vorgehens in transparenter Weise, wie Objektive Hermeneutik funktioniert. Inhaltlich formuliert er als vorläufige Strukturgeneralisierung, dass Hunde als Objekte im Modus des Als-Ob ein fingiertes Leben ermöglichen, ohne dass das Deutungsmuster von Hunden als Tieren damit getilgt wäre. Im Weiteren diskutiert er u. a., warum Hunde für diese Rolle geeignet sind und ob es sich bei den herausgestellten Deutungsmustern eher um eine Wirklichkeitsflucht oder eine Welterweiterung handelt. Joachim Lan...

Einen Hund sozial und wirtschaftlich züchten

Eine soziologische Perspektive auf Hunde 13 Phänomen zu, nämlich dem Dackelblick. Auch sie beabsichtigen allerdings zu zeigen, anhand welcher Indikatoren Menschen Hunden spezifische Motive zuschreiben (und sich ggf. zu entsprechenden Reaktionen „genötigt“ fühlen), und zwar in drei Ausprägungen: dem treuherzig-durchtriebenen, dem arglos-schuldbewussten und dem verzweifelt-theatralischen Dackelblick. Zugleich begründen sie (u. a. im Rückgriff auf Simmel und Schmitz), inwiefern sich durch den Blickkontakt Sozialität konstituiert. Die Analyse ergänzen die Autoren im Fazit auf dieser Basis um ein Plädoyer für eine transhumane Soziologie. An verschiedenen Stellen im Buch wird immer wieder einmal auf Wissenschaftler oder Literaten verwiesen, die über ihre eigenen Hunde schreiben (z. B. Karl Otto Hondrich über „Charly“, Alfred Schütz über „Rover“ oder Thomas Mann über „Bauschan“). Bei Ehrhard Cremers erhält die Literatur einen zentralen Stellenwert als soziales Medium der Selbst- und Fremd...

Kommuniziere mit dem Hund

Eine soziologische Perspektive auf Hunde 13 Phänomen zu, nämlich dem Dackelblick. Auch sie beabsichtigen allerdings zu zeigen, anhand welcher Indikatoren Menschen Hunden spezifische Motive zuschreiben (und sich ggf. zu entsprechenden Reaktionen „genötigt“ fühlen), und zwar in drei Ausprägungen: dem treuherzig-durchtriebenen, dem arglos-schuldbewussten und dem verzweifelt-theatralischen Dackelblick. Zugleich begründen sie (u. a. im Rückgriff auf Simmel und Schmitz), inwiefern sich durch den Blickkontakt Sozialität konstituiert. Die Analyse ergänzen die Autoren im Fazit auf dieser Basis um ein Plädoyer für eine transhumane Soziologie. An verschiedenen Stellen im Buch wird immer wieder einmal auf Wissenschaftler oder Literaten verwiesen, die über ihre eigenen Hunde schreiben (z. B. Karl Otto Hondrich über „Charly“, Alfred Schütz über „Rover“ oder Thomas Mann über „Bauschan“). Bei Ehrhard Cremers erhält die Literatur einen zentralen Stellenwert als soziales Medium der Selbst- und Fremd...

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